Sauberer Diesel aus dem Labor

Kraftstoffverbrauch
17.07.2014

Neue Zukunftsperspektiven für den Verbrennungsmotor: Am Wiener Motorensymposium wurde ein synthetischer Treibstoff vorgestellt, der CO2-neutral ist und nicht mehr als fossiler Diesel kosten soll.

Oxymethylenether, kurz OME, heißt der Wunderkraftstoff, der in einem herkömmlichen Dieselmotor verbrannt werden kann und dabei deutlich weniger Schadstoffe hinterlässt als herkömmlicher, aus Erdöl gewonnener Diesel. Wolfgang Maus, Gründer der Emitec Gesellschaft für Emissionstechnologie im deutschen Lohmar, berichtete am 35. Wiener Motorensymposium von den ersten erfolgreichen Tests mit dem im Labor aus CO2 und Wasserstoff hergestellten Treibstoff. Sein Resümee: „OME kommt in seinen Eigenschaften dem Idealkraftstoff der Zukunft bisher am nächsten.“ Das Herstellungsverfahren im Detail:  CO2, das bei der Stromerzeugung oder bei industriellen Prozessen als Abfallprodukt anfällt, wird in einer Katalyse mit Wasserstoff zu Methanol verarbeitet. Durch weitere Katalyse und durch Zugabe von Additiven wird daraus synthetischer Diesel, der gegenüber seinem fossilen Gegenstück deutlich sauberer verbrennt. Wolfgang Maus berichtet: „Das Emissionsniveau eines Euro4-Pkw-Motors konnte durch Verwendung von OME-Kraftstoff auf Euro6-Werte abgesenkt werden.“
Die weiteren Vorzüge des Labordiesels: Sein hoher Flammpunkt von 69°C bietet ein hohes Maß an Sicherheit, sein Luftbedarf liegt um 10 Prozent unter dem des Erdöldiesels. Außerdem verbrennt OME auch bei Sauerstoffmangel weitgehend ohne Partikelbildung, also praktisch Ruß-frei.

Der Verbrennungsmotor wird überleben

Die ersten Tests mit dem OME-Diesel stimmen Wolfgang Maus und seinen Vortragskollegen Eberhard Jacob von der deutschen Emissionskonzepte Motoren UG optimistisch. Das Fazit der Experten: „Es ist heute großtechnisch möglich, fossile durch nachhaltig hergestellte Kraftstoffe zu ersetzen.“ Berechnungen zeigten, dass je nach Kostenniveau der erneuerbaren Energien die CO2-neutralen Kraftstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen hergestellt werden können. „Eine Machbarkeitsstudie in unserem Haus hat gezeigt, dass wir den Liter zum gleichen Preis wie konventionellen Diesel verkaufen könnten“, gab Wolfgang Maus bekannt.
Im Idealfall für die Umwelt wird der im Herstellungsprozess benötigte Wasserstoff aus überschüssiger Windkraft- oder Photovoltaikenergie hergestellt. „Wir müssen uns gedanklich weg bewegen von der Kopplung Verbrennungsmotor und fossile Kraftstoffe hin zum nachhaltig verfügbaren Motorenkraftstoff für die nächsten Jahrhunderte“, forderte Wolfgang Maus abschließend in seinem Vortrag.
Wird seine Vision Wirklichkeit, ist die Erfolgsstory des Verbrennungsmotors wohl auch für die nächsten Jahrhunderte abgesichert. Eine Perspektive, die sowohl die Schmierstoffhersteller als auch die Inhaber von Werkstätten und Tankstellen durchaus freuen dürfte.