Autohandel unter Druck
2024 sind die Zulassungszahlen zwar wieder leicht angestiegen, doch 2025 muss sich der Neuwagenhandel neuen Herausforderungen stellen.
Von einem „entscheidenden Automobiljahr 2025“ sprachen Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure und Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums Fahrzeughandel in der WKO bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Statistik Austria anlässlich der Präsentation der automotiven Marktzahlen des abgelaufenen Jahres. Mit Neuzulassungen jenseits der 250.000er Marke habe sich der Markt im Vergleich zum Vorjahr zwar etwas erholt, man sei aber nach wie vor weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt. Die Zahl der rein batterieelektrischen Fahrzeuge sei jedenfalls im letzten Jahr rückläufig gewesen, führten die Statistik Austria und die Branchenvertreter einstimmig aus.
Flottenziele in weiter Ferne
„Somit sind wir aber auch schon bei der größten Herausforderung der Automobilindustrie für 2025. Um die europäischen CO2-Flottenziele für 2025 zu erreichen, muss sich der Marktanteil der reinen Elektrofahrzeuge quasi verdoppeln“, so Kerle. Für viele europäische Hersteller stellten die von der europäischen Politik beschlossenen Flottengrenzwerte für 2025 eine kaum erfüllbare Herausforderung dar, es drohen massive Strafzahlungen. Zwar stehe außer Frage, dass die Zukunft bei den Pkw in Europa elektrisch sein werde, denn alle Automobilhersteller hätten bereits Milliarden in die Elektromobilität investiert. Doch würden die letzten Jahre zeigen, dass die zeitlichen Annahmen zu optimistisch wären und die Transformation mehr Zeit als angenommen benötigen würde. „Mehr Zeit braucht auch der notwendige Ausbau der Infrastruktur und die Bevölkerung an sich, um die Elektromobilität als Mobilität der Zukunft wahrzunehmen“ so Kerle und Edelsbrunner unisono. Die Branchenvertreter wünschen sich daher von der neuen Bundesregierung sowohl die Beibehaltung der Vorsteuerabzugsmöglichkeit und des Sachbezugs für batteriebetriebene Elektrofirmenfahrzeuge sowie die Fortführung der Ankaufsförderung für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge für Privatkunden. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie transparente Abrechnungssysteme stehen auf dem Wunschzettel.
Strafen vermeiden
Kerle und Edelsbrunner waren sich einig, dass eine Abkehr von den derzeitigen Förderungen einer Absage an die E-Mobilität gleichzusetzen wäre und die von der europäischen Politik vorgegebenen CO2-Ziele komplett konterkarieren würde. Edelsbrunner befürchtet, dass die Autohersteller nun den niedergelassenen Händlern unrealistische Verkaufsquoten für E-Fahrzeug diktieren werden. Außerdem könnten neue E-Automodelle mit Kampfpreisen in den Markt gedrückt werden und damit billiger als Bestandsfahrzeuge werden – eine zusätzliche Herausforderung für den Handel. Und schließlich könnten sich die Lieferzeiten für Autos mit fossilen Brennstoffen massiv verlängern. Günther Kerle: „Denn nur wenn 2025 jeder vierte verkaufte Neuwagen ein E-Auto ist, können Strafzahlungen vermieden werden.“