Diagnosekrimi

Die Panne des Franzosen

06.03.2025

Der betagte Seat Leon eines französischen Geschäftsmannes bleibt eines Tages auf der Autobahn liegen. Die Fehlersuche in der Werkstatt artet zu einem Diagnosekrimi aus.

Der Seat Leon ist bereits 17 Jahre alt, hat rund 207.000 Kilometer auf dem Tacho und einen 2.0 Liter Turbodieselmotor mit 170 PS unter der Haube. Der Motor wird von einem Pumpe-Düse-System mit Kraftstoff versorgt. Für jeden Zylinder gibt es eine eigene Einspritzpumpe und Einspritzdüse, die in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht sind. Eines Tages beginnt der Dieselmotor mitten auf der Autobahn zu stottern und gibt am Pannenstreifen schließlich endgültig seinen Geist auf. Der herbeigerufene Gelbe Engel diagnostiziert einen Defekt der Kraftstoff-Förderpumpe und schleppt den Wagen in die nächstgelegene Werkstatt. Im Autohaus Keglovits in Zwölfaxing, das die Marken Mazda, Seat und Cupra beherbergt, nimmt man sich des Problems an. Der Fall erweist sich jedoch als komplizierter als gedacht und stellt die Kfz-Techniker bald vor eine schwierige Entscheidung. Kfz-Meister Jan Keglovits und seinem Vater Roman gelingt es schließlich, den Diagnosekrimi zur Zufriedenheit aller Beteiligten zu lösen.

  • Zuerst wird der Seat an das Diagnosegerät angeschlossen, wobei die Diagnose des Pannendienstes bestätigt wird. Daher wird die im Tank untergebrachte Dieselpumpe getauscht, und nach einer problemlosen Probefahrt wird das Auto seinem Besitzer als repariert übergeben.
  • Doch schon bei der nächsten Autobahnfahrt bemerkt der Geschäftsmann, der mit dem Seat regelmäßig zwischen Frankreich und Österreich pendelt, wieder ein Ruckeln, das schließlich im Absterben des Motors gipfelt. Nach einem kurzen Aufenthalt am Pannenstreifen lässt sich der Wagen zwar wieder starten, doch schon nach wenigen Kilometern versagt der Motor erneut seinen Dienst.
  • Nach mehreren mühsamen Stop & Go-Etappen schafft es der Franzose schließlich wieder bis zur Markenwerkstatt des Autohauses Keglovits.
  • Der Leon wird von den Kfz-Technikern nun gründlich unter die Lupe genommen. Die Funktion der Kraftstoff-Pumpe wird nochmals getestet, alle Kabel auf eventuelle Schäden sowie auf die korrekte Spannung überprüft – Fazit: Alles okay.
  • Auf einer Probefahrt mit einem Onboard-Diagnosetester kommt schließlich der entscheidende Hinweis: Einer oder mehrere Injektoren funktionieren nicht richtig. Doch leider kann das Diagnosegerät das Problem nicht näher eingrenzen, sodass unklar bleibt, welche Injektoren defekt sind.
  • Nun steht das Werkstatt-Team vor einer schwierigen Entscheidung, denn das Austauschen aller Injektoren ist für ein Fahrzeug dieses Alters schlicht zu teuer. Um den wirtschaftlichen Totalschaden abzuwenden, macht man sich auf die Suche nach einer kostengünstigeren Lösung.
  • Zuerst wird der defekte Injektor nach dem Prinzip „Versuch-und-Irrtum“ ausfindig gemacht. Nacheinander werden die Magnetventile der Injektoren bei erhöhter Drehzahl abgehängt und das Laufbild des Motors kontrolliert. Die auftretenden Zündaussetzer und Drehzahlschwankungen geben dem erfahrenen Kfz-Meister schließlich den entscheidenden Hinweis, dass Injektor Nummer 4 defekt ist.
  • Nach einigen Recherchen macht Roman Keglovits in Wien Vösendorf einen kleinen Teilehändler ausfindig, der sich auf wiederaufbereitete Injektoren älterer Fahrzeuge spezialisiert und das passende Ersatzteil auf Lager hat.
  • In der Fachwerkstatt wird der Injektor getauscht, und bei der anschließenden Probefahrt tritt kein Fehler mehr auf. Der betagte Motor läuft wieder rund, der Diagnosekrimi ist gelöst.

Erkenntnis:

Ältere Fahrzeuge, die ihre Garantiezeit längst überschritten haben, landen mit einem Defekt üblicherweise in einer freien Kfz-Werkstatt. Doch in diesem Fall war es kein Nachteil für den Kunden, dass der 17 Jahre alte Leon vom ÖAMTC in die Markenwerkstatt des Autohauses Keglovits geschleppt wurde. Das erfahrene Werkstatt-Team bemühte sich erfolgreich, einen wirtschaftlichen Totalschaden abzuwenden, indem es statt der teuren Original-Ersatzteile wiederaufbereitete Tausch-Injektoren auftrieb, die im betagten Leon genauso gut funktionieren. Und damit die Reparatur auch nicht an der Preisdifferenz der Stundensätze zwischen freier Werkstatt und Markenbetrieb scheitert, fanden Autohaus-Gründer Roman Keglovits und sein Sohn, Kfz Meister Jan Keglovits, eine elegante Lösung: Mit der zeitaufwändigen Suche nach dem defekten Injektor wurden die Kfz-Technik Lehrlinge betraut, geführt und beaufsichtigt von Jan Keglovits. So konnte der beträchtliche Zeitaufwand der Reparatur gleichzeitig als Schulungsaufwand verbucht werden – eine echte Win-Win-Win Situation für Lehrlinge, Werkstatt und Kunde.

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