COVID-19
„Die frühe Öffnung war nicht gescheit“
„Wir haben am Höhepunkt der Infektionswelle aufgesperrt. Das war nicht gescheit!“ Der renommierte Virologe Prof. Dr. Norbert Nowotny findet deutlich Worte, wenn es um die Lockerungen der Corona-Maßnahmen am 5. März geht. Auf einer Online-Veranstaltung des MPKA (Motor Presse Klub Austria) stand der Experte dem interessierten Publikum nun Rede und Antwort – just zu einer Zeit, in der die Infektionszahlen geradezu wieder in die Höhe geschossen sind.
Eine rein politische Entscheidung
Die Entscheidung zur frühen Öffnung war laut Nowotny keinesfalls wissenschaftlich fundiert, vielmehr sei es eine rein politische Entscheidung gewesen. Die Motivation dahinter sei klar: Meinungsumfragen haben eine deutliche Corona-Müdigkeit der Bevölkerung dokumentiert, die von diversen Einschränkungen des öffentlichen Lebens mehrheitlich nichts mehr hören wollte.
Dennoch kam die Öffnung laut Nowotny ein paar Wochen zu früh. Was jetzt passiere sei, dass die Hospitalisierungen steigen werden und die Krankenstände ebenso. Schon jetzt hätten aber beispielsweise die Wiener Linien aufgrund der vielen Krankenstände den Fahrplan teilweise nicht mehr einhalten können. „Ich bin froh, dass ich nicht in der Gecko bin“, sagte Nowotny auf der Veranstaltung des MPKA. So musste er die Entscheidung zur seiner Meinung nach verfrühten Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen nicht mittragen.
Deutschland macht es besser
„Es fällt mir schwer, das zu sagen: Aber Deutschland macht das besser“, so der Virologe. Die Deutschen fahren bekanntlich erst etwas später alles hoch: Der „Freedom Day“, an dem die meisten Corona-Maßnahmen enden, ist für 20. März 2022 avisiert. Bei uns werde die Omikron-Welle nun aber wohl bis Ende März, Anfang April verlängert und wohl auch verschärft.
Abgesehen von den aktuellen Sorgen blickt Nowotny aber durchaus zuversichtlich in die nähere Zukunft: „Wir müssen noch etwa ein Monat durchhalten, dann steht uns ein schöner Sommer bevor“, sagt der Experte. Über dem Herbst stünden wieder viele Fragezeichen. „Wir hoffen auf ein Omikron-ähnliches Virus, aber eine gefährlichere Variante kann man leider nicht ausschließen“, so der Experte. Eines steht für den Experten jedenfalls fest: „Im Herbst müssen wir die Impfungen dann wieder auffrischen.“
Mittel- bis längerfristig werde Corona ähnlich wie eine Grippe sein – mit Impfstoffen gegen mehrere Virus-Varianten, die laufend angepasst werden. Apropos Impfung: Nowotny selbst ist nach eigenen Angaben zuerst mit dem Impfstoff von Astrazeneca geimpft worden (Politiker und Wissenschaftler hätten mit gutem Beispiel vorangehen müssen), danach zweimal mit Biontech/Pfizer. Solche Kreuzimpfungen hält er auch für durchaus sinnvoll.