So geht es unserer Branche derzeit wirklich

Die Aussichten für die Weltwirtschaft trüben sich ein. Aber wie schaut es konkret bei den Werkstatt-Betreibern aus? Das hat die KMU Forschung Austria genau analysiert – mit teils überraschenden Ergebnissen.

Die Aussichten für die Weltwirtschaft trüben sich weiter ein. Die Weltbank und auch der Internationale Währungsfonds (IWF) haben ihre Prognosen für das globale Wachstum bereits gesenkt. Der Grund: Neben der Covid-Pandemie gibt es mit dem Krieg in der Ukraine nun eine zusätzliche Krise, die auch die Konjunktur belastet. Aber wie geht es nun den Kraftfahrzeugtechnikern? 

Gesenkte Wachstumsprognosen

Die Weltwirtschaft wird nach Einschätzung der Weltbank wegen des Krieges in der Ukraine in diesem Jahr knapp einen Prozentpunkt weniger wachsen als ursprünglich angenommen. Weltbank-Präsident David Malpass erklärte kürzlich, es werde jetzt mit einem Plus von 3,2 Prozent gerechnet. Bisher ging die Weltbank von 4,1 Prozent aus.

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hatte bereits im Vorfeld ihrer Prognose-Senkung ein weiteres Störfeuer ins Treffen geführt, indem sie betonte, dass erstmals seit vielen Jahren die Inflation zu einer „klaren und präsenten Gefahr für viele Länder rund um den Globus“ geworden sei. „Das ist ein massiver Rückschlag für die Weltwirtschaft“, so die IWF-Chefin. Die Weltwirtschaft hatte schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine an Schwung eingebüßt. Im Jänner hatte der IWF das globale Wachstum für 2022 noch auf 4,4 Prozent geschätzt. „Seitdem hat sich der Ausblick“, so Georgiewa, „substanziell verschlechtert.“ Ihr Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas betonte nun: „Die Aussichten für die globale Wirtschaft haben einen harten Rückschlag erfahren, größtenteils wegen Russlands Einmarsch in die Ukraine.“ In seiner neuen Prognose rechnet der IWF in diesem Jahr nur noch mit einem globalen Wachstum von 3,6 Prozent. Das sind um 0,8 Prozentpunkte weniger als im Jänner angenommen. Für die Euro-Zone erwartet der IWF ein um 1,1 Prozentpunkte geringeres Wachstum von 2,8 Prozent. 

Die russische Wirtschaft dürfte der IWF-Prognose zufolge dieses Jahr um 8,5 Prozent einbrechen, eine Herabstufung um 11,3 Prozentpunkte gegenüber dem Jänner. Die Weltbank rechnet sogar mit einer noch stärkeren Rezession. Für die Ukraine rechnet der IWF mit einer dramatischen Rezession – die Wirtschaft soll wegen des Krieges um 35 Prozent schrumpfen. 

Die Inflationsrate soll vor allem wegen des Krieges länger als zuletzt angenommen hoch bleiben. Heuer rechnet der IWF in den Industriestaaten mit einer Teuerungsrate von 5,7 Prozent, also um 1,8 Prozentpunkte mehr als noch im Jänner angenommen. In Schwellen- und Entwicklungsländern soll die Inflationsrate im Durchschnitt 8,7 Prozent betragen, ein Plus von 2,8 Prozentpunkten.

Unterdessen hat die KMU Forschung Austria die im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich durchgeführte aktuelle Konjunkturbeobachtung Gewerbe und Handwerk veröffentlicht. Die KFZwirtschaft interessiert selbstverständlich vor allem die Situation bei den Kraftfahrzeugtechnikern (einschließlich Vulkaniseure).

Die Branche hielt sich zuletzt wacker

Und hier zeigt sich, dass die Branche insgesamt recht gut durch das Jahr 2021 gekommen ist. 47 Prozent der Betriebe meldeten für 2021 Umsatzsteigerungen gegenüber 2020 – und zwar um durchschnittlich 15,7 Prozent. Bei 30 Prozent der Betriebe blieb der Umsatz auf Vorjahresniveau und 23 Prozent verzeichneten Umsatzrückgänge (um durchschnittlich 9,2 Prozent).

Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich daraus im Branchendurchschnitt eine Erhöhung des nominellen Umsatzes um 4,0 Prozent. Damit war die Entwicklung besser als im Vorjahr. Im Vergleich dazu ist die gesamte Wirtschaftsleistung Österreichs (das Bruttoinlandsprodukt) nominell freilich mit 6,3 Prozent doch stärker gewachsen.

65 Prozent der Betriebe konnten bzw. mussten die Verkaufspreise 2021 verglichen mit 2020 erhöhen, kein einziger Betrieb musste die Preise reduzieren. Im Branchendurchschnitt wurden die Verkaufspreise 2021 um 3,6 Prozent erhöht. Die Verbraucherpreise insgesamt stiegen 2021 um 2,8 % (Inflationsrate). Nach Berücksichtigung der Veränderung der Verkaufspreise ist der Branchenumsatz mengenmäßig um 0,4 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt lag real um 4,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahres.

Die Mehrheit der Betriebe investiert

Die Branche hat unterdessen auch fleißig investiert. 2021 tätigten 57 Prozent der Betriebe Investitionen. Beim Großteil der Investitionen handelte es sich um Erweiterungsinvestitionen (44 Prozent), 41 Prozent waren Ersatzinvestitionen und 15 Prozent Rationalisierungsinvestitionen.

Im Schnitt wurden 2021 rund 4.100  Euro je Beschäftigten investiert, das sind um 101 Prozent mehr als im Jahr zuvor (2.000 Euro), in dem es freilich krisenbedingte Rückgänge bei den Investitionen gegeben hatte. Von den Gesamtinvestitionen entfielen 2.700 Euro je Beschäftigten auf bauliche (2020: 900 Euro) sowie 1.400 Euro auf sonstige (Ausrüstungs-)Investitionen (2020: 1.100 Euro).

32 Prozent der Betriebe planen, im Jahr 2022 Investitionen vorzunehmen. Und was sind die größten Herausforderungen für 2022? 66 Prozent der Betriebe sind im laufenden Jahr durch Zuliefer- bzw. Lieferkettenprobleme in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt, 59 Prozent durch Bürokratie und Verwaltung, 54 Prozent durch Preissteigerungen bei Rohstoffen und Materialien, 49 Prozent durch Preissteigerungen bei Energie, 48 Prozent durch Steuern und Abgaben, 42 Prozent durch Fachkräftemangel, 18 Prozent durch Preiskonkurrenz und 11 Prozent durch Lehrlingsmangel.

Im 1. Quartal 2022 beurteilen 11 Prozent der Betriebe die Geschäftslage mit „gut“ (Vorjahr: 2%),  55 Prozent mit „saisonüblich“ (Vorjahr: 44%) und 34 Prozent der Betriebe mit „schlecht“ (Vorjahr: 54%). Per Saldo (Anteil der Betriebe mit guten abzüglich schlechten Beurteilungen) überwiegen somit die Betriebe mit schlechter Geschäftslage um 23 Prozentpunkte. Im Vergleich zum Vorquartal ist das Stimmungsbarometer gesunken, wie die KMU Forschung Austria anmerkt.

24 Prozent der Betriebe meldeten im 1. Quartal 2022 Umsatzsteigerungen gegenüber dem 1. Quartal 2021 (Vorjahr: 5 %). 48 Prozent verzeichneten keine Veränderung (Vorjahr: 33 %) und 28 Prozent erlitten Umsatzrückgänge (Vorjahr: 62 %). Per Saldo überwiegen somit die Betriebe mit Umsatzrückgängen um 4 Prozentpunkte. Die Situation ist damit aber besser als im Vergleichsquartal des Vorjahres.

Verhaltene Umsatzerwartungen

Die Umsatzerwartungen für das 2. Quartal 2022 sind durchwegs verhalten: 21 Prozent der Betriebe erwarten Steigerungen der Umsätze gegenüber dem 2. Quartal 2021 (im Vorjahr waren es noch 38%), 56 Prozent erwarten keine Veränderung und 23 Prozent Rückgänge (Vorjahr: 27 %).

Per Saldo überwiegen die pessimistischen Einschätzungen um 2 Prozentpunkte, der negative Saldo liegt aber unter dem Niveau des Vorjahres (damals waren es 11 Prozentpunkte).

Für den Zeitraum April bis Juni 2022 beabsichtigen immerhin 21 Prozent der Betriebe, den Beschäftigtenstand zu erhöhen, 67 Prozent wollen den Personalstand zumindest konstant zu halten und 12 Prozent planen, die Zahl der Mitarbeiter*innen zu verringern. „Im Durchschnitt ergibt sich daraus eine geplante Erhöhung des Beschäftigtenstandes um 1,3 Prozent“, analysiert die KMU Forschung Austria.

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