Die Zukunft des Antriebsstrangs
Im Vorfeld des kommenden Wiener Motorensymposiums betonen Experten, dass die reine „Auspuffbetrachtung“ auf dem Weg zur Klimaneutralität der falsche Blickwinkel sei.

Aktuelle Gesetzgebungen, die nur den „Auspuff“, also den CO2-Ausstoß eines Fahrzeuges ohne Berücksichtigung der Gestehung der Energie und Rohstoffe betrachten, sind falsch, helfen der Umwelt nicht und müssen schnellstmöglich geändert werden. Dies betonte Bernhard Geringer der Vorstandsvorsitzende des Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK) und Veranstalter des Internationalen Wiener Motorensymposiums im Rahmen einer Pressekonferenz. Gemeinsam mit Ingo Scholten, Chief Technology Officer von Horse Powertrain und Frederik Zohm, Vorstand für Forschung & Entwicklung bei MAN Truck & Bus wies der Motorenexperte darauf hin, dass echter Klimaschutz erst mit einer Gesamt-Systembetrachtung von der „Wiege bis zur Bahre“ („cradle-to-grave“) erreicht werden könne: „Nur mit Grünstrom können E-Autos und mit regenerativen Kraftstoffen – vom Biokraftstoff bis hin zum synthetischen Kraftstoff (eFuel) – der gesamte Bestand an Fahrzeugen treibhausgasneutral betrieben werden!“
Appell an die Politik
Ob Zweirad, Pkw, Nutzfahrzeug, Eisenbahn, Schiff, Flugzeug, Kommunal-Fahrzeuge oder Powersport-Geräte, knapp drei Monate vor dem Internationalen Motorensymposium, das vom 14. bis 16. Mai in der Wiener Hofburg stattfinden wird, appellierte Geringer an die Verantwortlichen in Politik und Gesetzgebung, dass nachhaltige Mobilität nicht alleinig den Energiewandler – sprich Motor, sondern auch die Energiequellen berücksichtigen müsse. Denn es gäbe keinen „grünen“ Motor aber sehr wohl grüne Energie. Diese muss stark forciert werden, um wirklich kohlenstoffneutrale Mobilität weltweit zu ermöglichen. Die Wege zu einer nachhaltigen Mobilität seien daher nur mehrgleisig möglich: Bei der 46. Auflage des Wiener Motorensymposiums, des Gipfel-Treffens der globalen Mobilitätsbranche, rücken Hersteller neuer Antriebskonzepte aus Asien sowie Investoren aus dem arabischen Raum verstärkt in den Fokus: Erst im Frühjahr 2024 gegründet, verspricht z.B. ein Joint Venture aus dem chinesischen Hersteller Geely mit der europäischen Renault-Gruppe und der saudischen Aramco alte Stehsätze des Automobilbaus zu revolutionieren: Horse Powertrain liefert die selbst entwickelten Antriebsstränge aus Verbrennern und kompakten Hybrid-Antriebssystemen in Modulbauweise für viele verschiedene Hersteller von Fahrzeugen.
Wandel am Industriesektor
Laut Ingo Scholten, Chief Technology Officer von Horse Powertrain, leistet sein Unternehmen Pionierarbeit in einem neuen Industriesektor. „Der Antriebsstrang ist längst mehr als nur eine Fahrzeugkomponente. Er hat sich zu einem eigenständigen Technologiesektor entwickelt, der die Zukunft der Mobilität mitgestaltet. Wir gehen über die klassische Zuliefererrolle hinaus und werden zu Wegbereitern einer neuen Branche. Mit unserem tiefen technischen Know-how und visionären Ansatz befähigen wir Automobilmarken, den Wandel der Mobilität sicher und selbstbewusst zu steuern.“ Innovationen gibt es auch bei Antrieben für Lkw und Busse. Begonnen bei E-Lösungen für den lokalen Verteilerverkehr und städtische Busse bis hin zu großen Verbrennungsmotoren für den Fernverkehr, die zum Teil mit Wasserstoff betrieben werden. Frederik Zohm, Vorstand für Forschung & Entwicklung bei MAN Truck & Bus: „Zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs liegt unser Fokus auf batterie-elektrischen Fahrzeugen. Diese haben bei der Energieeffizienz und den Betriebs- und Energiekosten aktuell deutliche Vorteile gegenüber anderen Antriebskonzepten. Wir rechnen daher damit, dass Elektro-Trucks die überwiegende Mehrheit der Transportanwendungen am besten bedienen können. Der Wasserstoff-Verbrennungsmotor oder die Brennstoffzellentechnologie können eine wichtige emissionsfreie Ergänzung zum Elektro-Lkw sein, insbesondere in Regionen ohne ausreichende Ladeinfrastruktur.“