Diagnosekrimi
MINI One: Der interne Fehler
Der BMW Mini One 1.6i R56 mit Motorkennbuchstabe N16 B16 A ist bereits 14 Jahre alt, als er wie jedes Jahr zur Hauptuntersuchung HU gebracht wird, die der österreichischen §57a Pickerl-Überprüfung entspricht. Die Prüfer machen sich ans Werk und entdecken einige leichte Mängel und Abnutzungen, die für ein Fahrzeug mit Baujahr 2010 nicht ungewöhnlich sind. Die Bremsenprüfung und den Abgastest absolviert der Kleinwagen mit Bravour, die Scheinwerfer leuchten ordnungsgemäß, und das Blechkleid weist keine Rostlöcher auf. Auch beim Fahrwerk gibt es nichts zu beanstanden, doch beim Funktionstest der Lenkung taucht plötzlich ein schwerer Mangel auf: Bei abgezogenem Zündschlüssel rastet die Lenkradsperre nicht ein. Fazit: Die HU-Plakette wird nicht ausgestellt, der Mini muss in die Werkstatt. Ein neuer Diagnosekrimi beginnt.
- Der Mini wird an ein Diagnosegerät mega macs von Hella Gutmann angeschlossen. Dabei zeigt sich, dass im Fehlerspeicher des CAS-Steuergerätes der Wegfahrsperre die Fehler 41141 (Geschwindigkeitssignal – Signal fehlerhaft) und 41130 (Alarmanlagensteuergerät – interner Fehler) gespeichert sind. Auch im DSC Steuergerät zur Fahrdynamikregelung sowie in weiteren Steuergeräten zeigen sich CAN-Bus-Fehler.
- Zuerst löschen die Kfz-Mechaniker sämtliche Fehlerspeicher und überprüfen anschließend die Lenkradsperre. Fazit: Diese funktioniert ordnungsgemäß.
- Nach dem ersten Motorlauf, Zündungsaus und Abziehen des Schlüssels aus dem elektronischen Zündschloss zeigt sich das Problem erneut: Die Lenkradsperre rastet wieder nicht ein. Auch der Fehler 41130 ist erneut gespeichert.
- Das anschließende Zurücksetzen des Fehlerzählers der Lenkradverriegelung mittels mega macs ist wieder nur einmal erfolgreich: Die Lenkradsperre funktioniert zwar, wird aber nach Zündungswechsel nicht erneut aktiviert.
- Die Werkstatt tauscht daraufhin die Lenkungsverriegelung aus, doch leider ohne Erfolg: Das Problem bleibt bestehen, sodass die Mechaniker die Hella-Gutmann-Hotline zu Rate ziehen.
- Der Tipp des Technischen Callcenters: Aufgrund der Fehlersuch-Historie empfiehlt es sich, dem anfangs gespeicherten Fehler zum Geschwindigkeitssignal Beachtung zu schenken. Denn wenn die Geschwindigkeit im CAS-Steuergerät unbekannt ist, wird die Lenkradsperre aus Sicherheitsgründen nicht aktiviert, weil sich das Fahrzeug noch in Bewegung befinden könnte. Eine Aktivierung der Lenkradsperre hätte in diesem Fall katastrophale Folgen.
- Um die Ursache einzugrenzen, raten die Experten von Hella Gutmann zu einer Probefahrt, um eventuelle Fehler im DSC zu ermitteln. Sollte hier (außer dem reinen Datenfehler im CAN-Bus) kein Fehler vorliegen, wäre im nächsten Schritt das Geschwindigkeitssignal vom DSC- zum CAS-Steuergerät zu prüfen.
- Der Mechaniker folgt den Anweisungen und stellt fest, dass das Geschwindigkeitssignal vom DSC zum CAS nicht in Ordnung ist. Bei der Überprüfung der Verkabelung entdeckt er einen Marderbiss am Kabelbaum. Das angriffslustige Tier hatte das Kabel für die Übertragung der Geschwindigkeit beschädigt.
- Nach dem Instandsetzen des Kabels funktioniert die Lenkradsperre wieder ordnungsgemäß, der Diagnosekrimi ist gelöst.
Erkenntnis
Das Car Access System (CAS) ist ein in zahlreichen BMW- und Mini-Modellen verbautes Steuergerät, das unter anderem den Zugang zum Fahrzeug überwacht und die entsprechenden Komfortfunktionen regelt. Zu diesen gehören die Schlüsselidentifizierung, die elektronische Wegfahrsperre und die Freigabe zum Motorstart. Außerdem ist das CAS-Steuergerät Master-Steuergerät für die Funktionen Fensterheber, Zentralverriegelung und Lenkradsperre. Wie jedes zentrale Steuergerät ist auch das CAS mit anderen Steuergeräten im Fahrzeug via Kabel verbunden, über die Informationen über korrekte oder eben fehlerhafte Funktionen ausgetauscht werden. Im beschriebenen Fall war das Verbindungskabel zum Steuergerät, das die dynamische Stabilitätskontrolle DSC regelt, von einem wütenden Marder angeknabbert worden. Das putzige Pelztierchen hatte offenbar im Motorraum seine Duftmarke setzen wollen und dabei festgestellt, dass das Revier bereits von einem Rivalen markiert war. In seiner Wut hatte der Marder wild um sich gebissen und damit einen Diagnosekrimi ausgelöst.