China auf der Überholspur
Chinesische Automarken gewinnen weltweit an Relevanz. Die neueste globale Simon-Kucher Automobilstudie gibt Einblicke in Kundenmeinungen und globale Trends.
Die globale Automobilstudie wurde von Simon-Kucher im Frühjahr 2023 in Europa, Amerika und Asien durchgeführt. Mehr als 8.235 Privatkunden, die in naher Zukunft den Kauf, die Finanzierung oder Leasing eines Neu- oder jungen Gebrauchtwagens planen (darunter 1.006 in Deutschland), wurden zu aktuellen und zukunftsorientierten Themen rund um Auto und Mobilität befragt. Die Ergebnisse: Volatile Zeiten und steigende Preise haben auch in der Automobilbranche ihre Spuren hinterlassen. So sinkt die Kaufkraft in Deutschland bei mehr als 50 Prozent der Befragten. Das führt dazu, dass Neukäufe zurückgestellt und Autos länger gefahren werden: Dies gaben 49 Prozent der Befragten an. Der Preis rückt gegenüber dem Vorjahr für deutsche Kunden noch stärker in den Fokus. „Kunden rechnen mit gestiegenen und weiter steigenden Preisen, gleichzeitig zeigt sich eine Zurückhaltung beim Kauf“, sagt Martin Gehring, Senior Partner und Head of Automotive bei Simon-Kucher. „Hersteller und Händler müssen die weiterhin kaufbereiten Kundensegmente gezielt ansprechen und gleichzeitig flexibel Nachfrage und Rabatte ausbalancieren.“
Interesse an E-Mobilität
Mit 89 Prozent Kaufinteresse an einem Elektrofahrzeug liegt China global an der Spitze. Auch im Vorzeigemarkt Norwegen ist die Vorliebe für Elektrofahrzeugen von 68 auf 74 Prozent weiter gestiegen. „Nachdem das Interesse in den letzten Jahren stark gestiegen ist, zeichnet sich in Deutschland derzeit ein Stillstand bei etwa 53 Prozent ab. Jetzt kommt es auf die richtigen Fahrzeuge, eine funktionierende Infrastruktur und moderate Strompreise an, um aus Interessenten tatsächliche Käufer zu machen und weitere Kundensegmente zu erreichen“, so Martin Gehring. Deutsche Automarken sind laut Studie in vielen Ländern weiterhin die erste Wahl beim Autokauf. Dies galt auch lange für China. Verkaufszahlen aus China und die Studienergebnisse zeigen, dass chinesische Kunden inzwischen ebenso gerne zu lokalen Produkten greifen: 85 Prozent der Befragten in China würden ein deutsches Fahrzeug in Betracht ziehen, 84 Prozent ein chinesisches. In Deutschland sind 18 Prozent der Befragten offen für den Kauf einer chinesischen Marke. Unter den aktuellen Fahrern von Elektroautos sind es sogar 26 Prozent. „Der globale Wettbewerbsdruck steigt“, so Matthias Riemer. „Deutsche Hersteller müssen sich selbst neu erfinden und können sich nicht auf einem westlichen Markenbonus ausruhen. Ein klares Verständnis davon, was Kunden erwarten und wofür sie bereit sind, Geld auszugeben, wird immer wichtiger“, ergänzt Matthias Riemer.