Technologiewandel

Durchbruch für E-Fahrzeuge

07.08.2023

BEVs steigern ihren Marktanteil in Österreich auf rund 18 % und durchbrechen damit die Schwelle zum Massenmarkt.

Der Absatzboom reinelektrischer Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV) erreicht in Österreich neue Dimensionen – mit einem Marktanteil von aktuell 18% sind sie nun am Massenmarkt angekommen. Auch die Produktion der europäischen Autobauer nimmt wieder Fahrt auf. Das zeigt der „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts und Strategy&, der Strategieberatung von PwC, in dem die Neuzulassungszahlen in weltweit 20 ausgewählten Märkten ausgewertet werden. Demnach wurden in Österreich im zweiten Quartal 2023 um 65,6 Prozent mehr BEVs verkauft als im Vorjahreszeitraum – konkret sind das 12.137 neu zugelassene Fahrzeuge. Dies ist ein deutlicher Sprung im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres, in dem der Zuwachs noch bei 56,8 Prozent – und somit 11.235 verkauften BEVs – lag. „Diese Entwicklung wird durch einen kontinuierlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur unterschiedlicher Akteure stark gestützt“, erklärt Johannes Schneider, Partner bei Strategy& Österreich.

Vollhybrid dominiert

In Österreich dominieren nach wie vor hybride Fahrzeuge mit einem Marktanteil von 20,6 Prozent. Insgesamt wurden in den vergangenen sechs Monaten 26.079 Hybrid-Modelle in Österreich neu zugelassen. Plug-In-Hybride (PHEV) machen mit 8.812 verkauften Fahrzeugen 7 Prozent aller Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2023 aus. In Summe weisen E-Fahrzeuge (BEV, PHEV und Hybride) mit 58.263 Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2023 einen Anteil von 46 Prozent am Gesamtmarkt auf. Auch die drei größten europäischen Märkte – Frankreich, Deutschland und das Vereinigte Königreich – befinden sich am Wendepunkt zum Mainstream-Markt mit einem BEV-Marktanteil von jeweils etwa 16 Prozent und Zuwächsen zwischen 32 Prozent und 48 Prozent in der ersten Hälfte dieses Jahres verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Norwegens BEV-Verkäufe weisen mit 2 Prozent das geringste Wachstum der untersuchten Länder im Jahresvergleich auf, was auf einen bereits gesättigten BEV-Markt zurückzuführen ist – mit 83,1 Prozent besitzen BEVs hier weltweit betrachtet den größten Marktanteil.

Rabattschlacht beginnt

Nach Pandemie und Chip-Engpass zieht die Produktion der europäischen Autobauer nun wieder an, doch gleichzeitig gehen die Auftragseingänge leicht zurück. OEMs müssen daher ihre Produktion drosseln oder ihre Fahrzeuge stärker rabattieren. Die Autobauer am deutschen Markt setzen verstärkt auf Rabatte und gewähren diese auch für BEVs. So erhöhte sich der durchschnittliche Preisnachlass für BEVs zum Beispiel im Premiumsegment innerhalb eines Monats um 26,6 Prozent und betrug im Juli dieses Jahres 13,8 Prozent. „Die chipmangelbedingte Verschnaufpause, die das BEV-Angebot künstlich verknappt und nicht zuletzt europäischen Herstellern große Gewinne beschert hat, ist vorüber“, sagt Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich, und weiter: „Die Early-Adopter und Überzeugungskäufer haben sich eingedeckt. Nun greifen die Mainstreamkäufer zu, die jedoch härtere Kriterien hinsichtlich Produkt und Preis anlegen.“ Am Ende werden jene Marken als Sieger vom Feld gehen, die ihre Lieferketten wie beim Verbrenner üblich kontrollieren und mit alltagstauglichen Fahrzeugen im Volumenmarkt überzeugen.

Heimatmarkt unter Druck

Während die deutschen Autobauer ihre dominierende Position am chinesischen Gesamtmarkt im vergangenen Quartal räumen mussten, können sie auf ihrem Heimatmarkt noch ihre Stellung behaupten. Im Juni kommen sie zusammen auf über 45 Prozent Marktanteil und machen drei der fünf am meisten verkauften Automarken aus. Der erfolgreichste chinesische Produzent MG kommt auf 3,7 Prozent Marktanteil. Der MG 4 belegt beim Ranking der beliebtesten BEV-Modelle in den vier wichtigsten EU-Märkten Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien im ersten Halbjahr 2023 allerdings bereits den siebten Platz und liegt damit vor dem Volkswagen ID.3, Renault Megane Electric und Audi Q4 e-tron. Dominiert wird das Ranking vom Tesla Model Y, gefolgt vom Fiat 500e auf Platz 2 und dem Volkswagen ID.4 und ID.5 auf Platz 3.

Neue Batteriefabriken

Der Hochlauf der Batteriezellfertigung in Europa geht in großen Schritten voran. Der chinesische Marktführer CATL hat im thüringischen Arnstadt nach fünfjähriger Bauzeit ein Werk mit einer jährlichen Speicherkapazität von 14 Gigawattstunden eröffnet. Ein noch größeres Werk ist in Ungarn geplant. „Allein mit der deutschen Produktionskapazität von CATL können 200.000 Plug-In-Hybride ausgerüstet werden und damit ein knappes Fünftel aller in Deutschland produzierten Fahrzeuge“, so Strategy&-Experte Schneider. Gerade die deutschen Hersteller stehen nun allerdings vor der Frage, ob sie sich in eine starke Abhängigkeit von Batteriezulieferern begeben sollen, die mit günstigen Konditionen bei Exklusivabnahmen locken, um in der aktuell kritischen Phase Kosten zu senken. Oder ob sie dem Werben widerstehen und durch den Aufbau eigener Fertigung die strategische Kontrolle über die Lieferketten langfristig zurückzuerlangen.

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