Stromspeicher

Akkureparatur- zahlt sich das aus?

09.10.2024

 
Wie sich E-Auto-Akkus reparieren lassen, und wie Versicherungen mit den hohen Reparaturkosten umgehen.
Johann Berner, Technischer Leiter der Mooncity Salzburg, spricht über Instandsetzung, Wiederverwertung und Recycling von Fahrzeug-Akkus.
Johann Berner, Technischer Leiter der Mooncity Salzburg, spricht über Instandsetzung, Wiederverwertung und Recycling von Fahrzeug-Akkus.

Die Hochvoltbatterie ist das Herzstück jedes elektrisch angetriebenen Fahrzeugs. Ohne diesen Stromspeicher geht rein gar nichts. Angesichts der hohen Komplexität und des hohen Energieinhalts derartiger Batterien ist ein Austausch oder eine Reparatur ein anspruchsvolles und potenziell auch gefährliches Unterfangen, das nur von speziell geschultem Personal durchgeführt werden kann. Wir haben mit Johann Berner, Technischer Leiter der Mooncity Salzburg, über Instandsetzung, Wiederverwertung und Recycling dieser hochkomplexen Energiequellen von Elektrofahrzeugen gesprochen. Und: Wie stehen die KFZ-Versicherungen zu den oftmals hohen Reparaturkosten dieser Fahrakkus nach einem Unfall? Wird ein Elektrofahrzeug mit beschädigter Batterie nach einem Unfall bereits als Totalschaden eingestuft oder werden die Reparaturkosten von Antriebsbatterien übernommen? Dazu nimmt der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs auf Anfrage der KFZwirtschaft Stellung.

Defekte Module

Die Fahrbatterie ist in einem Elektroauto immer gut geschützt im Unterboden verbaut. Trotzdem kann der Akku durch äußere Einflüsse wie Kollisionen oder Transportschäden in Mitleidenschaft gezogen werden. Darüber hinaus sind Batterien, mit denen Elektroautos angetrieben werden, nicht vor elektronischen Defekten gefeit. Funktionieren Batteriezellen oder ganze Module nicht mehr einwandfrei, muss aber nicht gleich die gesamte Fahrbatterie getauscht werden. In Spezialwerkstätten könne geschultes Personal einzelne Module einer Antriebsbatterie ausbauen und erneuern, stellt Johann Berner anlässlich einer Besichtigung der Hochvoltreparaturwerkstatt der Mooncity in Salzburg fest. Es können zwar derzeit noch keine einzelne Batteriezellen repariert werden, allerdings lasse sich mit dem Austausch von Modulen ein defekter Antriebs-Akku wieder instand setzen. Wie merkt der Fahrer eines Elektroautos überhaupt, ob seine Antriebsbatterie kaputt ist? Defekte Module oder Zellen wirken sich sowohl auf die Beschleunigung als auch auf die Reichweite des Stromers aus. Kommt ein Kunde in die Werkstatt, wird die Beanstandung analysiert und eine umfassende Diagnose des Fahrzeuges durchgeführt. Dabei werden Steuergeräte und Ereignisspeicher abgefragt und das gesamte System gecheckt. Wird anhand von Prüfprogrammen ein schadhaftes Modul festgestellt, muss die zwischen 400 und 700 Kilo schwere Antriebsbatterie ausgebaut und zerlegt werden.

Spezialwissen und Schutzkleidung

Nicht jeder Mechaniker oder Autoelektriker darf an der Antriebsbatterie eines Elektrofahrzeuges arbeiten. Der österreichische Verein der Elektrotechniker (OVE) gibt unterschiedliche Zertifizierungsstufen vor. Wer den Ausbildungsgrad Level 2 erreicht hat, darf an Hochvoltkomponenten arbeiten, die nicht unter Spannung stehen. Werkstattmitarbeiter mit Level 3 dürfen auch an und in Batterien arbeiten, die unter Hochspannung stehen. Die Basis dafür bildet eine vierjährige KFZ-Technikerlehre. Mit weiteren Schulungen kann man sich zum E-Mobilitätstechniker ausbilden lassen. Während die meisten aktuell verfügbaren Elektromodelle mit 400-Volt-Technik ausgestattet sind, fahren die Topmodelle bereits mit 800 Volt. Diese hohen Spannungen bringen bei der Instandsetzung gewisse Gefahren mit sich. Kann vor einer Reparatur eines Elektrofahrzeugs das Hochvoltsystem nicht spannungsfrei geschaltet werden, muss eine spezielle Schutzkleidung angelegt werden, um den E-Mobilitätstechniker vor etwaigem Funkenflug zu schützen.

Zweites Leben für alte Akkus

Zahlt sich die Reparatur eines defekten Stromspeichers in einem Elektroauto nicht mehr aus oder weist der Akku keine zufriedenstellende Kapazität für den Fahrbetrieb auf, kann er entweder recycelt oder für andere Zwecke verwendet werden. Noch intakte Batteriemodule werden geprüft und zertifiziert und können so etwa als Speicher in Kombination mit PV-Anlagen oder in der Industrie wieder sinnvoll eingesetzt werden. Ist eine weitere Verwendung nicht mehr möglich, lassen sich die wertvollen Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Aluminium, Lithium, Seltene Erden etc. mit verschiedenen Methoden herausfiltern und für die Neuproduktion von Akkus wiederverwenden.

Was die Versicherung zahlt

Sofern es sich nicht um Arbeiten am Hochvolt-System handelt, liegen für die KFZ-Versicherer bei Elektrofahrzeugen keine anderen Schadenkriterien zu Grunde als bei Autos mit Verbrennungsmotoren. Eine wesentliche Rolle spiele im Schadenbereich allerdings die Hochvolt-Batterie, welche oftmals bereits bei kleinen Beschädigungen nach Herstellervorschrift erneuert werden müsse, teilte der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs auf Anfrage der KFZwirtschaft mit. Dies führe in einigen Fällen dazu, dass selbst „junge“ Fahrzeuge aufgrund solcher geringen Beschädigungen als wirtschaftlicher Totalschaden behandelt werden, da komplette Hochvolt-Batterieeinheiten zwischen 15.000 bis 40.000 Euro an Kosten verursachen würden, so der Versicherungsverband. Zugleich bekräftigen die Versicherer ihre Forderung an die Hersteller nach einheitlichen Angeboten für Reparaturvarianten auch für die Reparatur von Hochvolt-Kabelsträngen. Ein wesentlicher Faktor in der Fahrzeugbewertung gerade im Haftpflichtschadenfall stelle der State of Health, also der Gesundheitszustand der Batterie, dar. (A. Tempelmayr)