FVA: Unternehmer halten NoVA-Erhöhung für falsch

Flotte
17.12.2020

 
Eine Umfrage des Fuhrparkverbands zeigt eindeutig auf, dass 90 Prozent der Unternehmer die NoVA-Erhöhung für falsch halten. Mit teils dramatischen Folgen.

Henning Heise, Obmann Fuhrparkverband Austria
Henning Heise, Obmann Fuhrparkverband Austria

Der Fuhrparkverband Austria (FVA) wollte wissen, wie österreichische Unternehmen auf die Erhöhung der Normverbrauchsabgabe reagieren und welche Auswirkungen die NoVA-Einführung für leichte Nutzfahrzeuge auf ihren Unternehmensfuhrpark haben wird. Dazu wurden insgesamt 135 Unternehmer, Geschäftsführer und Fuhrparkmanager befragt. In Summe betreiben die Teilnehmer 24.731 Fahrzeuge – 8.987 leichte Nutzfahrzeuge bzw. 15.744 Pkw. Henning Heise, Obmann Fuhrparkverband Austria: „Prognosen und Schätzungen sind zahnlos, die Studie liefert die ersten konkreten Zahlen aus der Praxis. Und sie zeigen, das kürzlich beschlossene NoVA-Gesetz erzielt nicht die gewünschte Wirkung für die Umwelt. Stattdessen wird es in dieser wirtschaftlich schwierigen Phase zu finanziellen Mehrbelastungen bei den Unternehmen führen, die diese Zusatzkosten an die Konsumenten weiterreichen werden.“

Falscher Zeitpunkt

Konkret halten 90 Prozent der Unternehmer den Zeitpunkt für die NoVA-Erhöhung für falsch. 92 Prozent finden es nicht sinnvoll, dass einerseits Förderungen in Milliardenhöhe ausbezahlt und andererseits die Belastungen für Unternehmen erhöht werden. Und 89 Prozent beurteilen die beim Kauf fällige Normverbrauchsangabe per se für kein taugliches Steuerinstrument, um die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich zu senken.

Kunden werden zahlen 

Laut den Ergebnissen werden 60 Prozent der Befragten alle Kosten, die durch die erhöhte NoVA für Pkw bzw. durch die neue NoVA für leichte Nutzfahrzeuge entstehen, an die Kunden weitergeben. 16 Prozent werden zumindest einen Teil der Kosten anrechnen, 13 Prozent haben sich dazu noch keine Gedanken gemacht. Heise: „Teilweise werden die Nutzfahrzeuge durch die NoVA um über 20.000 Euro teurer. Das heißt, wir alle zahlen am Ende mehr für das Kasterl vom Tischler, die Lieferung des Online-Versandhändlers oder die Wartung der Therme. Dieser Umstand wird gerne vergessen ­– oder seitens der Politik verschwiegen.“ Darüber hinaus spielen 22 Prozent der Unternehmen mit dem Gedanken, in Zukunft vermehrt Fahrzeuge im Ausland zuzulassen und in Österreich zu betreiben.

Fahrzeuge länger nutzen

Die NoVA soll die CO2-Emissionen verringern. Doch dieses Ziel erfüllt das Gesetz nicht - die vorhandenen Fahrzeuge werden in Zukunft einfach länger gefahren: Konkret werden 66 Prozent der befragten Unternehmen ihre Pkw und Nutzfahrzeuge in Zukunft länger nutzen. Wobei sich die Nutzungsdauer bei den Pkw in über einem Drittel der Unternehmen um ein bis zwei Jahre und in fast einem Drittel um drei bis vier Jahre verlängern wird. Bei den leichten Nutzfahrzeugen wird fast jedes dritte Unternehmen den Einsatzzeitraum um ein bis zwei Jahre und nahezu die Hälfte um drei bis vier Jahre verlängern. Heise: „Laut den Ergebnissen werden die Pkw von den Firmen derzeit zu 98 Prozent für drei bis vier bzw. fünf Jahre und länger genutzt. Auch die leichten Nutzfahrzeuge sind bei 55 Prozent für mindestens fünf Jahre oder länger in Betrieb. Daraus lässt sich eine Erhöhung des Einsatzzeitraums zwischen 50 und 100 Prozent ableiten. Und das kann doch weder im Sinn der Umwelt noch im Sinne des Fiskus sein!?“

E-Transporter nicht praktikabel

Zwar ist der Wille vorhanden auf Elektroautos und -transporter umzusteigen, doch für viele Firmen ist das derzeit einfach nicht möglich. So gaben exakt die Hälfte der Befragten an, dass sie derzeit weder Pkw oder Nutzfahrzeuge durch Elektro-Modelle ersetzen könnten. „Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie zeigen aber vor allem im Nutzfahrzeugbereich, dass der Stand der Technik noch nicht die Bedürfnisse der Realität abdeckt.“, so Heise. Konkret scheitert der Umstieg bei den leichten Nutzfahrzeugen an einer zu geringen Reichweite (86%), an zu wenigen Lademöglichkeiten (57%), an einem zu geringen Zuladungs-Gewicht für den Transport von Werkzeug und Material (55%) sowie an zu hohen Kosten (52%).

Vorsteuerabzug für alle Betriebsfahrzeuge

Heise: „Es braucht eine rationale Diskussion über die Kosten von Mobilität. Und die Unternehmer sind bereit ihren Anteil zu zahlen. Im Gegenzug zur NoVA-Erhöhung wäre es deshalb nur gerecht, wenn – wie vom FVA vorgeschlagen ­– künftig alle betrieblich genutzten Fahrzeuge vorsteuerabzugsfähig wären – und nicht nur wenigen Van-Modelle sowie Nutz- und Elektrofahrzeuge. Das würden auch 92 Prozent der befragten Unternehmen begrüßen.“ Und weiter: „Mit dieser Studie zeigt der Fuhrparkverband Austria auf, dass die gewünschte Wirkung der NoVA-Reform nicht erzielt wird, sondern die Unternehmen gegenteilig reagieren. Im Zuge der Ökologisierung und dem Bestreben der Dekarbonisierung des Verkehrs, die wir als absolut sinnvoll und notwendig erachten, legen wir der Regierung deshalb dringend eine Überarbeitung des beschlossenen Gesetzes ans Herz und unterstützen gerne mit unserem Fachwissen. Derzeit sehen wir keinen einzigen positiven Effekt“, so Henning Heise, Obmann Fuhrparkverband Austria.