NoVA: Fuhrparkverband macht gegen Steuerkeule mobil

Fuhrparkverband
26.01.2021

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Unter diesem Motto appelliert der Fuhrparkverband an die Vernunft der Regierung und hofft, dass diese ihre NoVA-Pläne doch noch ändert.
Bei einem Opel Movano würde 2024 laut FVA eine Preiserhöhung von rund 31.000 Euro zu Buche schlagen.
Bei einem Opel Movano würde 2024 laut FVA eine Preiserhöhung von rund 31.000 Euro zu Buche schlagen.

Ist die neue NoVA für Nutzfahrzeuge noch zu verhindern? Unter diesem Motto veranstaltete der Fuhrparkverband Austria (FVA) eine – selbstredend online abgehandelte – Info-Veranstaltung für seine Mitglieder. Die Interessenvertreter machten einmal mehr unmissverständlich klar, was sie von den NoVA-Plänen der Regierung halten – nämlich gar nichts! „Ich möchte betonen, dass auch wir für eine Reduktion des Schadstoffausstoßes sind. Aber das ist einfach nicht der richtige Weg“, sagt FVA-Obmann Henning Heise. Er will die von der Regierung beschlossenen Änderungen (die NoVA für leichte Nutzfahrzeuge soll im Juli 2021 eingeführt werden) unbedingt noch kippen und durch „sinnvollere Maßnahmen“ ersetzen.

Höhere Mineralölsteuer als Alternative

Für die Erarbeitung entsprechender Konzepte bietet sich der Verband selbst an: „Wir haben viel Expertise und würden uns gerne einbringen“, sagt Heise, der seine Anliegen gerne bei Bundesministerin Leonore Gewessler vortragen würde. Statt Kfz-Steuern fände Heise deutlich höhere Mineralölsteuern sinnvoller, zumal diese kilometerabhängig sind. Die NoVA für leichte Nutzfahrzeuge sei geradezu kontraproduktiv: „Ich sehe nicht, wie damit das Ziel einer Dekarbonisierung erreicht werden kann. Das bringt uns nicht weiter, sondern ganz im Gegenteil: Es würde sogar mehr schaden als nutzen“, meint Heise.

Ein Werkzeug haben die Interessenvertreter in der Hand, das ihnen Argumente liefert. Und dieses wird immer stärker: Der Fuhrparkverband hat im Dezember eine Umfrage gestartet, an der mittlerweile bereits Vertreter von mehr als 170 Unternehmen teilgenommen haben, die wiederum in Summer mehr als 40.000 Fahrzeuge in Betrieb haben. Ziel ist es, die Auswirkungen der geplanten NoVA-Erhöhung auf den Fuhrpark der Unternehmen auszuloten. Und darin zeigt sich, dass 99,2 Prozent der befragten Unternehmen in Anbetracht der höheren Kosten für Neufahrzeuge ihre bestehenden Fahrzeuge länger nutzen werden. „Das heißt, dass ältere Fahrzeuge mit höheren Emissionen länger auf der Straße bleiben werden“, sagt FVA-Obmann Heise. Den umgekehrten, für die Umwelt besseren Effekt, hat man in Deutschland, wo Fahrzeuge viel günstiger sind und laut Heise in den Fuhrparks auch tatsächlich weniger lang gefahren werden, sprich ein geringeres Durchschnittsalter haben und demzufolge auch umweltfreundlicher unterwegs sind.

Leidtragende sind KMU und Konsumenten

Auch andere Ergebnisse der FVA-Umfrage sprechen gegen eine NoVA für Nutzfahrzeuge: Zwei Drittel der Unternehmen sehen sich schon jetzt gezwungen, die höheren Anschaffungskosten durch die erhöhte NoVA an ihre Kunden weiter zu verrechnen. „Das wird also nicht nur die Unternehmen treffen, sondern letztendlich uns alle“, betont Heise. Obendrein sei der Zeitpunkt der Steuererhöhung mitten in der Corona-bedingten Wirtschaftskrise denkbar ungünstig. Das sehen die befragten Unternehmen genauso. Hinzu kommt, dass die NoVA für sogenannte N1-Fahrzeuge auch keinen politischen Steuerungseffekt haben kann. Schließlich gibt es für viele Anwendungen im Bereich von Nutzfahrzeugen noch kaum elektrisch betriebene Alternativen. Es kommt also zu einer massiven Mehrbelastung, ohne die Möglichkeit, auf andere Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor zuzugreifen. 

Die Leidtragenden sind vor allem KMU und in letzter Konsequenz eben wohl auch die Konsumenten. Wie massiv die Auswirkungen wären, zeigen Rechenbeispiele des FVA: Schon heuer würde sich der Anschaffungspreis für einen Mercedes Sprinter um 19.563 Euro und somit 40 Prozent auf rund 68.500 Euro erhöhen, beim Opel Movano wäre die Preiserhöhung sogar noch höher. Im Jahr 2024, wo der maximale NoVA-Satz laut Regierungsplan bei 80 Prozent liegen soll, würde der Sprinter dann sogar fast 76.000 Euro kosten. Beim Opel Movano würde dann eine Preiserhöhung um 30.898 Euro zu Buche schlagen: von einem aktuellen Nettopreis von 42.647 Euro auf stolze 73.545 Euro! 

Musterschüler Siemens

Dass es auch anders geht und vor allem ohne Steuerkeule, beweist der Siemens-Konzern. Er hat schon im Jahr 2015 das Ziel ausgerufen, seinen CO2-Ausstoß bis 2020 zu halbieren und bis 2030 klimaneutral zu agieren. Ersteres Ziel wurde tatsächlich erreicht, wozu auch der Fuhrpark beigetragen hat. Der Konzern betreibt weltweit eine Flotte von rund 50.000 Fahrzeugen. Steffen Peschel, Fuhrparkleiter von Siemens Österreich und Obmann Stv. des FVA, erklärt, dass man bei der Reduzierung der Emissionen nicht nur auf den Umstieg auf Elektrofahrzeuge setzt, sondern auf zwei weitere Säulen, die wiederum zusammenspielen: eine Reduktion der Fahrzeuge insgesamt und das Nutzen alternativer Mobilität. 

Der Verband will derweil weiter gegen die NoVA mobilisieren. Zu den angedachten weiteren Schritten gehört eine Zusammenarbeit mit anderen Verbänden ebenso wie ein Schreiben an Ministerin Gewessler und die Einbringung eines „Antrags“ in Form einer Petition, Bürgerinitiative oder gar eines Volksbegehrens. „Für uns hat die Diskussion erst begonnen“, gibt sich FVA-Obmann Henning Heise kämpferisch.