Autonome Fahrzeuge

Roboterautos – Fluch oder Segen?

Roboter
05.05.2022

 
Unter dem Vorsitz des Ärztlichen Mobilitätsklubs Österreich diskutierten Experten die Chancen und Risiken von autonom agierenden Fahrzeugen.
Michael Nikowitz, Koordinator Automatisierte Mobilität im Bundesministerium für Klimaschutz und Technologie
  Michael Nikowitz, Koordinator Automatisierte Mobilität im Bundesministerium für Klimaschutz und Technologie

„Ein Drittel aller Unfälle passiert heute durch Ablenkung - aber wollen wir wirklich ein Roboterauto, das uns zum gläsernen Lenker macht?“ Claudius Ratschew, Präsident des Ärztlichen Mobilitätsklubs Österreich (AMKO) bringt das Dilemma des autonomen Fahrzeuges auf den Punkt. Seiner Befürchtung nach wird die Ablenkung hinter dem Steuer durch die immer zahlreicheren Infotainment-Features in modernen Fahrzeugen weiter zunehmen. So sei die Entwicklung von Autos, die das Fahren übernehmen, während wir unterwegs arbeiten und konsumieren sollen, ein logischer Schritt. Michael Nikowitz, Koordinator Automatisierte Mobilität im Bundesministerium für Klimaschutz und Technologie, räumt in seinem Vortrag mit falschen Erwartungshaltungen auf. „Man hat sich zu sehr darauf verlassen, dass die Technologie menschliches Verhalten nachahmen oder gar optimieren kann – nun stellt sich heraus, dass Menschen doch bessere Autofahrer sind, als ursprünglich angenommen.“ Zwar seien 90 Prozent aller Unfälle auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen, doch ein Lenker aus Fleisch und Blut ist heute noch jeder Maschine haushoch überlegen, wenn es um das Navigieren eines Fahrzeugs im Mischverkehr aus alten und neuen Autos, Fahrrädern und Fußgängern geht. Laut Nikowitz wird es noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis Roboterautos über menschenähnliche Fähigkeiten verfügen.

Sensoren statt Augen

Manfred Harrer von der Asfinag zeigte in seinem Vortrag, mit welchen Maßnahmen das automatisierte Fahren auf Autobahnen ermöglicht werden soll. Eine zentrale Rolle kommt dabei der Infrastruktur zu, welche die Fahrzeuge mit einem lückenlosen Netz aus Sensoren und Funkeinrichtungen dirigieren soll. Behinderungen auf der Fahrbahn sollen damit rechtzeitig dem Fahrzeug signalisiert werden, sodass dieses in Zukunft selbstständig abbremsen oder ausweichen soll. Augenarzt Stefan Palkovits ging in seinem Vortrag auf die Einschränkungen der menschlichen Sehfähigkeit durch störende Umgebungsbedingungen sowie durch altersbedingte  Augenerkrankungen ein. Außerdem werde das Sichtfeld durch immer breitere A-, B- und C-Säulen moderner Fahrzeuge immer kleiner. Die Folge: 60 Prozent aller Kreuzungs- und Abbiegeunfälle sind auf ein eingeschränktes Gesichtsfeld zurückzuführen.  

Assistenten an Bord

Ab dem 6. Juli 2022 müssen in der EU neu typisierte Fahrzeuge mit elektronischen Assistenten ausgestattet sein, die sowohl die Lenkenden als auch alle anderen Verkehrsteilnehmer vor Unfällen schützen sollen. Die Funktionen im Detail:

  • Hochentwickelter Notbremsassistent, der Hindernisse, bewegte Fahrzeuge sowie Fußgänger und Radfahrer erkennen kann
  • Intelligenter Geschwindigkeitsassistent
  • Alkoholempfindliche Wegfahrsperre
  • Warnsystem bei Müdigkeit
  • Warnsystem bei nachlassender Konzentration
  • Notbremslicht
  • Rückfahrassistent
  • Ereignisbezogene Datenaufzeichnung