Klimawandel in der Lackierkabine

Lackieren
16.12.2020

Mit dem Paint PerformAir bringt Akzo Nobel die ­Automatisierung in die Lackierkabine und verspricht Einsparungen und bessere Arbeitsbedingungen für Lackierer. Die KFZ Wirtschaft hat sich das Gerät vor Ort in einem Autohaus in Niederösterreich angeschaut. 
Tomislav Stipancevic, Lackierer im Autohaus Graf, muss dank konstanter ­Bedingungen in der Lackierkabine weniger nacharbeiten.
Tomislav Stipancevic, Lackierer im Autohaus Graf, muss dank konstanter ­Bedingungen in der Lackierkabine weniger nacharbeiten.

Im Handel spüren wir die Corona-Krise schon“, sagt Andreas Graf, Geschäftsführer des Autohauses Graf in Kirchberg am Wagram in Niederösterreich. Er spricht von Umsatzrückgängen in der Größenordnung von rund zehn Prozent im Jahr 2020. In der Werkstatt hat man freilich auch im Lockdown durchgearbeitet, hier läuft es insbesondere in der hauseigenen Spenglerei sehr gut. Für diese hat sich Graf zu Beginn des Jahres eine neue Anlage zugelegt: den Paint PerformAir von Akzo Nobel. In Österreich war das Autohaus Graf damit ein Vorreiter – die Anlage war damals die zweite, die hierzulande installiert worden ist. In der Zwischenzeit sind österreichweit bereits mehr als zehn Anlagen dieses neuen Typs in Betrieb. 
Nicht nur deshalb gelingt es dem Farb- und Lack­spezialisten Akzo Nobel, selbst im Krisenjahr 2020 in Österreich auf Wachstumskurs zu bleiben. „Im März und April haben natürlich auch wir einen Rückgang gespürt, aber dank neuer Produkte und Kunden werden wir übers Gesamtjahr gutes Wachstum erzielen“, berichtet Österreich-Vertriebsleiter Daniel Kapeller. 
Hilfreich sind die derzeit einzigartigen ­Förderungen wie die Covid-19-Investitionsprämie, ein nicht rückzahlbarer Zuschuss im Ausmaß von 7 % der ­Anschaffungskosten, der sich bei begünstigten Investitionen in Ökologisierung oder Digitalisierung weiter erhöht. Zusätzlich gibt es mitunter auch noch verschiedene Landesförderungen, sodass eine Neuanschaffung derzeit häufig besonders attraktiv ist. Laut Liste kostet die Anlage (Gerät und Installation) rund 37.000 Euro. Um für Kunden die volle Unterstützung für Fördermittel für ihren Paint PerformAir zu erhalten, kooperiert Akzo Nobel mit der Unternehmensberatung funds4yourbiz. 

Kurze Amortisationszeit

In jedem Fall sollte sich die Anlage schon rasch rechnen, Kapeller spricht von einer kurzen Amortisationszeit. Aus gutem Grund: Der Paint PerformAir führt zu erheblichen Einsparungen bei Energie (bis zu 70 Prozent) und Material. Kapeller berichtet von einem Fallbeispiel: einem VW, bei dem für Tür und Kotflügel normalerweise 143 Gramm Basislack anfallen würden, mit dem Paint PerformAir jedoch nur 90 Gramm. Last but not least gibt es eine nicht unwesentliche Zeitersparnis: „Mit dem Paint PerformAir ist locker ein Durchgang mehr pro Tag möglich“, sagt Kapeller. Insofern macht diese Anlage schon ab zwei Fahrzeugdurchgängen pro Tag Sinn. 
Aber wie funktioniert das Ganze? Der Clou ist, dass das Schlauchsystem mit heißem Wasser ummantelt ist, sodass die benötigte Druckluft im Gerät auf 40° C erwärmt wird. Dadurch beginnt die Trocknung sozusagen bereits beim Einsatz der Lackierpistole, und die Lackierkabine muss nicht auf 60 Grad vorgeheizt werden und nach Abschluss des Trocknungsvorganges wieder auf Raumtemperatur abkühlen, um die nächsten Karosserieteile einbringen zu können. Beim Paint PerformAir liegt die Temperatur in der Halle konstant bei nur rund 20 Grad, was das Arbeiten für den Lackierer wesentlich angenehmer macht. Das wiederum bestätigt Tomislav Stipancevic, dem die KFZ Wirtschaft bei der Arbeit vor Ort im Auto­haus Graf über die Schulter schauen durfte. 

Effizienzsteigerung

Für den Werkstattbetreiber – Graf, dessen Vater das Unternehmen 1975 als Einmannbetrieb gegründet hatte, beschäftigt mittlerweile 38 Mitarbeiter – ergibt sich eine Einsparung von Energie und Zeit. Denn durch den Vorgang des Aufheizens und Abkühlens ist beim herkömmlichen Verfahren nicht nur die Kabine pro Lackiervorgang lange blockiert, es wird auch wertvolle Energie verschwendet. Der Paint PerformAir arbeitet wesentlich effizienter. Durch die Verkürzung der Ablüft- und Trocknungszeiten kann die Kabinenkapazität beispielsweise um 20 – 35 % erhöht werden. 
Zudem ist das Lackierergebnis besser, da dieses für gewöhnlich stark abhängig ist von den Umgebungsbedingungen. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit im Winter trocknet der Basislack zu schnell, lufttrocknende Klarlacke hingegen wieder sehr langsam. Mit dem Paint PerformAir werden die Oberflächen auch nicht statisch aufgeladen und durch die Standardisierung der Umgebungsbedingungen wird eine gleichbleibend hohe Lackierqualität erzielt. Die Materialeinsparungen durch Vermeidung von Overspray beziffert der Hersteller bei Basislacken mit 20 – 35 %. Das Gerät hat die Größe eines Kühlschranks und wird sowohl als mobile als auch als stationäre Anlage angeboten.