VFT Jahrestagung
Die Zukunft der freien Reparatur
„Wie wird der freie Reparatursektor in 10 Jahren aussehen?“ So lautete der Titel des Vortrags zum Auftakt der VFT Jahrestagung am Mobilitätscampus in Wien. Fabian Heuken, Consultant bei Roland Berger Automotive, belegte den Mobilitätswandel mit aktuellen Studienergebnissen und daraus abgeleiteten Prognosen. „Nach unseren Erhebungen wird die Nachfrage nach herkömmlichen Ersatzteilen für Verbrenner-Autos bis zum Jahr 2040 um 13 bis 17 Prozent zurückgehen“, erläutert Heuken. Das aufgrund der absehbaren weiteren Verbreitung der Elektromobilität zusätzliche Marktpotenzial an EV-spezifischen Teilen wird europaweit rund 6 bis 7 Milliarden Euro betragen und den Wegfall daher nur zu einem kleinen Teil wieder wettmachen können.
Ersatzteile für E-Autos
Im Ökosystem Reparaturmarkt der Zukunft wird es also weniger, dafür aber höherwertige Ersatzteile geben. Schließlich kostet eine Fahrzeugbatterie deutlich mehr als eine Auspuffanlage. Aufgrund des aktuell rasanten Innovationszyklus bei Elektrofahrzeugen wird die Beschaffung der passenden Ersatzteile allerdings zur logistischen Herausforderung. Gleichzeitig muss die Werkstatt aber auch jene Kunden bedienen, die nach wie vor mit Verbrenner-Fahrzeugen unterwegs sind. Und das wird laut Fabian Heuken im Jahr 2035, wenn laut EU-Beschluss keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden dürfen, immer noch jeder zweite sein. Der Automotive-Experte bei Roland Berger sieht für die Branche bei allen Herausforderungen auch Chancen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Darunter beispielsweise die Wiederaufbereitung von E-Fahrzeugkomponenten, die in älteren Fahrzeugen zum Einsatz kommen können, oder das Recycling von Batterien und Elektromotoren. Laut Heuken wird sich der Ersatzteilhandel mit effizienteren und digitalisierten Lieferketten sowie mit zukunftsfähigen Werkstattkonzepten auch in Zukunft gut über Wasser halten können.
Freier Datenzugang
VFT Obmann Walter Birner brachte im Rahmen der Podiumsdiskussion die Sorgen der freien Werkstätten zur Sprache, vom einfachen Zugang zu digitalen Reparaturinformationen abgeschnitten zu werden, ohne den man heute nicht einmal mehr eine Windschutzscheibe oder gar eine Stoßstange wechseln könne. „Ich entnehme den Aussendungen großer OEMs, dass diese kürzlich eigene Business-Units gegründet haben, um das Reparaturgeschäft mit den 4- bis 7-jährigen Fahrzeugen in ihre Markenwerkstätten zu bringen, das bisher die Domäne der freien Werkstätten war“, so Birner. Auf der Austrian Automotive Transformation Plattform (AATP), auf der sowohl Fahrzeughersteller als auch Zulieferbetriebe, die Ladeinfrastrukturindustrie, Dienstleister, Cluster, Forschung und Verwaltung miteinander vernetzt sind, vertritt Birner die Interessen der freien Werkstätten und Teilehändler. Oliver Danninger, Consulter bei der accilium GmbH und zuständig für die operative Abwicklung der AATP, betonte in seinem Vortrag auf der VFT Jahrestagung, dass es nun um die Schaffung einer neuen Wertschöpfungskette gehe, von der schließlich alle Beteiligten profitieren werden. Im Anschluss an seinen Vortrag stellte Reiner Reinbrech vom BMK den österreichischen Mobilitätsmasterplan 2030 vor, der ganz klar die Förderung der Elektromobilität im Fokus hat. Und Dora Szalay von der e-Fuel Alliance Österreich versuchte darzulegen, welchen Beitrag auch e-Fuels zum Klimaschutz leisten können.