Knochenarbeit in der Landesinnung
KFZ Wirtschaft: Herr Ringseis, Sie sind nun seit drei Jahren Wiener Landesinnungsmeister. In der Anfangsphase haben Sie nicht nur positives Feedback über Ihren Einsatz erhalten – was war da los?
Georg Ringseis: Kurz nach meiner Übernahme des Amtes von Vorgänger Werner Fessl kam es zu einem Geschäftsführerwechsel in der Landesinnung, und gleichzeitig wurde eine langjährige Mitarbeiterin versetzt. So waren auf einmal 25 Jahre Wissen und Erfahrung verschwunden. Anfangs bestand also die große Herausforderung für mich sowie für den neuen Landesinnungs-Geschäftsführer Leonhard Palden darin, die Kontakte zu Mitgliedern, Partnerorganisationen und Funktionären auf eine neue Basis zu stellen. Kein Frage, dass dabei Aktivitäten wie die informativen Abendveranstaltungen zu kurz gekommen sind. Mittlerweile haben wir aber den Rückstand aufgeholt, und seit ungefähr einem Jahr können wir uns wieder voll und ganz auf die eigentliche Innungsarbeit konzentrieren.
Worin besteht diese im Detail?
Da ist zum einen die Lobbyarbeit für den Individualverkehr in der Stadt, der durch immer neue Einschränkungen wie Dieselfahrverbote, Fahrspurreduzierungen oder Parkverbote zurückgedrängt werden soll. Dann muss sich der Landesinnungsmeister um die Aus- und Weiterbildung der Kfz- Techniker angesichts des rasanten technischen Fortschritts kümmern und die Netzwerke zu Behörden, Autofahrerclubs, Fahrzeug- und Teilehandel sowie zu den WKO-Kollegen pflegen. Außerdem muss er für Mitglieder mit Problemen ein offenes Ohr haben und Lösungen anbieten können.
Auf welche Erfolge blicken Sie in diesen letzten drei Jahren zurück?
Da ist zum Beispiel die bundesweite Änderung der Lehrabschlussrichtlinien, die nun das Ost-West- Gefälle ausgleicht und die Meisterprüfung qualitativ aufwertet. Außerdem haben wir die Meisterprüfungen der Karosseriebautechniker wieder nach Wien geholt und halten nun die Lehrlingswettbewerbe der KFZ-Techniker und der Karosseriebautechniker am selben Tag in der Berufsschule Wien ab – eine Synergie, von der alle Beteiligten profitieren. Bei der Weiterbildung der Mitglieder konnte ich die von Werner Fessl gestartete Automotive Akademie gemeinsam mit dem Österreichischen Wirtschaftsverlag erfolgreich abschließen, sodass uns nun bestens ausgestattete Räumlichkeiten für die §57a-Schulungen zur Verfügung stehen.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell auf sich zukommen?
Eine echte Knochenarbeit bedeutet die Aktualisierung der Kontakte zu allen Mitgliedern inklusive Überarbeitung der E-Mail-Adressen und der Ansprechpartner. Dann gibt es laufend Gespräche mit den Behörden, die für Gewerbeberechtigungen oder Betriebsgenehmigungen zuständig sind, um die Positionen der Betriebe zu stärken. Auch der Fachkräftemangel ist ein Herausforderung dieser Tage, der wir durch verstärkte Werbung für den Beruf begegnen wollen. Auf europäischer Ebene wird gerade der Zugang zu den telematisch vermittelten Fahrzeugdaten geregelt – da gehören die Interessen der freien Werkstätten gewahrt.
Sie gelten als der chancenreichste Kandidat für das Amt des Bundesinnungsmeisters, das heuer neu besetzt wird. Sind Sie dazu bereit?
Ich kenne diese Gerüchte (lacht) und bin tatsächlich nicht abgeneigt, die Nachfolge von Bundesinnungsmeister Friedrich Nagl anzutreten. Die Erfahrung hat mich aber gelehrt, nicht blind in ein Amt hineinzugehen. Ich führe mit meiner Frau gemeinsam unseren Kleinbetrieb, der auch weiterhin unsere Lebensgrundlage bleiben wird. Noch in diesem Frühjahr werde ich eine klare Entscheidung treffen.
DATEN & FAKTEN
Die Innung Fahrzeugtechnik vertritt die Interessen der Kraftfahrzeugtechniker, Vulkaniseure sowie der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner. Aufgabe der Funktionäre ist es, die maßgeblichen rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Mitglieder mitzugestalten. Darüber hinaus erhalten die Mitglieder laufend Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie aktuelle Informationen. In der Automotive Akademie werden zudem Schulungen zwecks Weiterbildung angeboten.