Warum uns auch in Zukunft die Arbeit nicht ausgehen wird

autonomes Fahren
13.02.2020

 
Das REPARATURGESCHÄFT ist zumindest für die nächsten zehn Jahre gesichert. Welche andere Branche kann von einer derartigen Gewissheit ausgehen?

Vor 130 Jahren haben wir das Pferd ersetzt. Jetzt ist der Kutscher dran.“ So lautete im Jahr 2016 ein Werbeslogan von Mercedes-Benz. Richtig, es geht um Autonomes Fahren. Dieses Thema war – neben der Elektromobilität – die essenzielle Diskussionsgrundlage bei der diesjährigen Managementkonferenz von AkzoNobel in Frankfurt. „Wir werden alle Passagiere“ proklamierte Rajko Groeger (Sparkassen-Versicherung Sachsen). Aber halt, so schnell geht’s mit dem Autonomen Fahren nicht. BMW muss seinen Slogan „Freude am Fahren“ nicht sofort in „Freude am Mitfahren“ ändern. Statistiken zeigen, dass 90 Prozent der Unfälle durch menschliches Versagen passieren, erklärt Groeger. Diese Zahl werde zwar mit dem Autonomen Fahren zurückgehen, jedoch hätten die Versicherer errechnet, dass sich die Gesamtzahl an Schäden bis zum Jahr 2035 lediglich um 15 Prozent reduzieren würden. De facto würden weniger Schäden als angenommen verhindert, weil beispielsweise der Autobahnassistent in 90 Prozent der Fälle unterstütze, jedoch nur vier Prozent der Unfälle auf Autobahnen passieren. Die Arbeit wird unseren Reparaturbetrieben vorderhand zweifellos nicht ausgehen.

„Das Interesse am eigenen Auto bleibt unverändert hoch.“ WOLFGANG BAUER, CHEFREDAKTEUR

DEUTLICHE STEIGERUNG Für Pessimismus gibt es trotz allgegenwärtiger Kassandrarufe keinen Grund. Im Zeitraum von 2009 bis 2019 ist der Pkw-Bestand in Deutschland um 5,8 Millionen Fahrzeuge gestiegen. Das ist ein Plus von satten 14 Prozent. In Österreich ist die Steigerung noch deutlicher: Hier liegt das Plus bei 16,2 Prozent (knapp fünf Millionen Pkw insgesamt). Aufgrund des kontinuierlich wachsenden Fahrzeugbestands ist die Reparaturgeschäft zumindest für die nächsten zehn Jahre definitiv gesichert. Welche andere Branche kann von einer derartigen Gewissheit ausgehen? Ahnungslose wollen uns einreden, dass der Besitz des eigenen Autos anachronistisch sei. Den Menschen – vor allem im urbanen Raum – sei es egal, wie sie von A nach B kommen würden, sie würden ein Auto mieten oder Car-Sharing betreiben. Alles Unsinn. Da ist zu beachten, dass es ein drastisches Stadt/Land-Gefälle gibt. Car-Sharing- Modelle et cetera sind allenfalls in der Großstadt von wirklicher Relevanz.

VERÄNDERUNG ALS CHANCE Das Interesse am eigenen Auto bleibt hoch. Das zeigt eine Studie des Center Automotive Research von Professor Ferdinand Dudenhöffer. Selbst in deutschen Großstädten konstatiert man eine Zunahme. In Berlin stieg der Bestand bis 1. Jänner 2019 auf 1,21 Pkw, eine Zunahme um 11,3 Prozent im Vergleich zum Jänner 2009. In Hamburg betrug das Plus 11,7, in München gar 18,5 Prozent. Aktuell seien in Deutschland gerade einmal 20.200 Fahrzeuge bei den Car Sharern im Angebot. Das entspreche 0,04 Prozent aller Pkw. Noch eher Chancen konzediert Dudenhöffer Abo-Modellen. Mit der monatlichen Rate sind alle Kosten für den eigenen Pkw abgedeckt. Zu bezahlen ist lediglich der Treibstoff.

Selbstverständlich verändert sich die automotive Branche zurzeit rasanter und fundamentaler denn je. Wesentlich dabei ist, all das als Chance zu sehen.

Ich wünsche Ihnen, verehrte Leserin, geschätzter Leser, schöne Weihnachtsfeiertage. Und einen guten Start 2020. Wir sehen einander im neuen Jahr. Ich freue mich darauf.