In Wien entsteht ein Mobilitätscampus
„Die technologische Entwicklung ist rasant. Wir brauchen mehr denn je eine Aus- und Weiterbildung für Erwachsene, um damit Schritt halten zu können“, sagt Georg Ringseis. Aus diesem Grund ist der Wiener Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechniker in die Offensive gegangen und arbeitet daran, einen neuen Campus zur Fortbildung zu schaffen.
Dieser wird „Mobilitätscampus“ eißen. Viel wichtiger als der Name ist freilich die Funktion der neuen Institution: Hier sollen sich Fortbildungseinrichtungen einmieten können, um Fachkräfte aus der Branche aus- und weiterzubilden.
Der Hintergrund: Anders als in anderen Bundesländern gibt es in Wien keine vom Wifi betriebenen Lehrwerkstätten. Eine solche wurde bereits 2003 eingestellt. Umso mehr Bedeutung kommt der vom Österreichischen Wirtschaftsverlag betriebenen Automotive Akademie zu. Diese veranstaltet u.a. die vorgeschriebenen periodischen §57a-Grund- und Weiterbildungen, aber auch spezielle Fortbildungslehrgänge im Bereich neuer Technologien wie etwa im Hochvolt Bereich.
Automotive Akademie übersiedelt mit
Die Automotive Akademie ist bei der Initiative der Wiener Landesinnung von Anfang an dabei und wird im Herbst von ihrem aktuellen Standort im Süden Wiens auf den neuen Campus übersiedeln. Dieser wird im 22. Wiener Gemeindebezirk seinen Sitz haben, die konkrete Adresse lautet Am Freihof 23.
Dort hat die Innung ein ehemaliges Lager einer Baufirma gemietet, das nun den neuen Anforderungen entsprechend baulich adaptiert wird. Ab Herbst soll der Campus in Betrieb gehen und in der Endausbaustufe sogar eine Lackierkabine besitzen. „Der Campus soll nicht nur für Kfz-Techniker geeignet sein, sondern auch für Karosseriebauer und Lackierer“, verspricht Georg Ringseis auf Anfrage der KFZwirtschaft.
Optimale Bedingungen
Auf einer Fläche von 400 m2 entsteht eine moderne Lehrwerkstatt, darüber befinden sich auf rund 200 m2 Seminarräume. „Es freut mich, dass wir unsere Kräfte bündeln und unseren Kunden einen nahtlosen Übergang zum neuen Standort ermöglichen können, ohne den Betrieb der Automotive Akademie unterbrechen zu müssen“, sagt Wirtschaftsverlag-Geschäftsführer Thomas Letz. Am neuen Standort würden optimale Bedingungen herrschen.
Ringseis verrät, dass so ein Projekt schon länger ein Thema in der Interessenvertretung ist, da der Bedarf an Weiterbildung groß sei. „Wir können damit dem Fachkräftemangel entgegen wirken“, meint er, betont dabei aber auch, dass die Innung selbst nur als Organisator und Vermittler auftreten wird, aber selbst keine Kurse abhalten wird. Diese wolle man den darauf spezialisierten Profis überlassen.
Suche nach Sponsoren
Einen großen Bedarf an Weiterbildung sieht er vor allem bei den freien Werkstätten, die nicht markengebunden sind. „Mittlerweile sind die diversen Assistenzsysteme schon in die Mittelklasse eingezogen, bald werden sie dann auch in der Kompaktklasse vorhanden sein“, erklärt Ringseis, der im Zentrum Wiens selbst eine Werkstatt betreibt. Auch alternative Antriebe werden ein zunehmend wichtiges Thema sein, das auch am Campus entsprechend berücksichtigt werden wird.
Selbstverständlich hat das alles seinen Preis: Um eine hochwertige Lehrwerkstatt einzurichten, ist laut dem Landesinnungsmeister eine „sechsstellige Summe“ an Investitionen in die Ausrüstung erforderlich. Aktuell sei man dafür auf der Suche nach Sponsoren, verrät Ringseis. Diese könnten die Einrichtung ihrerseits für Fortbildungen nutzen. Es gilt aber eine Divise: „Wir wollen unabhängig bleiben“, betont der Wiener Landesinnungsmeister.