Mercedes SLK: Versteckter Kurzschluss
Das schnittige Cabrio des steirischen ÖAMTC Prüftechnikers hat trotz seines fortgeschrittenen Alters von 16 Jahren erst 80.000 Kilometer auf dem Buckel. Dank der professionellen Erfahrung seines Besitzers im Umgang mit motorisierten Fahrzeugen und dank der Einhaltung der vorgeschriebenen Serviceintervalle ist der SLK ein zuverlässiger Begleiter auf sommerlichen Spritztouren. Kein Wunder daher, dass das Aufleuchten der Motorkontrollleuchte scheinbar aus heiterem Himmel kommt und den Cabriofahrer veranlasst, die Werkstatt an seinem Arbeitsplatz beim ÖAMTC-Stützpunkt Graz-West aufzusuchen. Hier beginnt nun ein neuer Diagnosekrimi.
- Das Diagnosegerät zeigt ein unplausibles Signal der Lambdasonde an und meldet zu hohe Abgaswerte.
- Obwohl die Lambdasonde normalerweise etwa die doppelte Kilometerleistung halten sollte, messen die Prüftechniker mittels Oszilloskop eine träge Reaktionszeit des Sensors und tauschen ihn daher aus. Fazit: Das Problem scheint behoben, die Motorkontrollleuchte bleibt dunkel.
- Nach ungefähr 300 Kilometern Fahrt leuchtet die Warnlampe jedoch erneut auf. Beim neuerlichen Werkstattbesuch werden nun sämtliche Leitungen vom Motorsteuergerät zu den Sensoren und Massepunkten kontrolliert. Ein erfahrener Kollege gibt den Tipp, den Nockenwellenversteller genau unter die Lupe zu nehmen, und tatsächlich: Beim Abziehen des Steckers wird an den Kontakten ein schwarzer Ölfilm entdeckt.
- „Offenbar ist das Gehäuse des Nockenwellenverstellers undicht geworden, und das Öl ist durch den Kabelstrang bis in das Motorsteuergerät gelangt“, erklärt Stützpunktleiter Hannes Damm, der sich mittlerweile in den mysteriösen Fall eingeschaltet hat.
Nur in den seltensten Fällen liegt die Fehlerursache direkt im Motorsteuergerät.
- Als das Motorsteuergerät geöffnet wird, zeigt sich, dass die Elektronik mit Öl überschwemmt ist, was offenbar einen Kurzschluss zur Folge hatte.
- Sowohl der Nockenwellenversteller als auch das Motorsteuergerät werden getauscht, und auch der verbindende Kabelstrang wird erneuert. Auf einer ersten Probefahrt funktioniert alles reibungslos, die Kontrolllampe bleibt dunkel, der Defekt scheint behoben.
- Doch zu früh gefreut, kurze Zeit später leuchtet das Warnsignal erneut auf. Und schon wieder ist im Fehlerspeicher ein Hinweis auf die Lambdasonde abgelegt.
- Nun nehmen die ÖAMTC-Techniker den Kabelstrang vom Motorsteuergerät zur Lambdasonde unter die Lupe und siehe da: An einer Stelle, die im Motorraum unter der Ansaugbrücke durchgeführt wird, ist die Isolierung eines Kabels aufgrund der lokalen Hitzeentwicklung brüchig geworden und durchgescheuert. Das Kabel wird erneuert und schließlich erlischt die Motorkontrollleuchte dauerhaft. „Nun ist seit etwa 2.000 Kilometer Ruhe“, sagt Hannes Damm. Fall gelöst.
Sensible Verbindungen
Keine Frage, die durch den Motorraum verlegten Stromkabel sind starken Belastungen ausgesetzt. Große Temperaturschwankungen, starke Vibrationen, Schmutz und Feuchtigkeit machen den Kunststoffisolierungen im Lauf der Jahre zu schaffen. So gehört es zu den Standardmaßnahmen eines KFz-Technikers, bei Elektronikdefekten an älteren Fahrzeugen die Kabelverbindungen inklusive aller Stecker und Massepunkte zu kontrollieren. Erfahrene ÖAMTC-Techniker wissen: Nur in den seltensten Fällen liegt die Fehlerursache direkt im Motorsteuergerät. Ein voreiliger Austausch der teuren Komponente bringt daher auch nicht den gewünschten Erfolg und sollte dem Kunden erspart werden. Da das Motorsteuergerät sehr sensibel auf einen Spannungsabfall in den angeschlossenen Leitungen reagiert, lohnt es sich, diese im wahrsten Sinne des Wortes genau unter die Lupe zu nehmen.