Luftfilter gegen Viren

Covid-19
11.05.2021

Von: Josef Ruhaltinger
In geschlossenen Räumen können Luftraumfilter Aerosole und Viren zuverlässig aus der Luft entfernen. Bei der ­Anschaffung sind ausreichende Dimensionierung und die ­passende Filtertechnologie entscheidend. 
Luftreiniger sind kein Allheilmittel, aber sie tragen nachweislich zur Aerosol-Filtrierung und Virenreinigung in geschlossenen Räumen bei.
Luftreiniger sind kein Allheilmittel, aber sie tragen nachweislich zur Aerosol-Filtrierung und Virenreinigung in geschlossenen Räumen bei.

In geschlossenen Räumen sind Viren wahres Teufelszeug. Denn die Natur hat den Viren nur einen Auftrag mitgegeben: sich auf Kosten ihres Wirtes zu vermehren. Und das tun sie am liebsten Huckepack: Aerosole sind die Luftschiffe der Viren. Angedockt an ausgeatmete Wassertröpfchen schweben sie von Wirt zu Wirt. Wer diese unheilvolle Reise stoppen will, muss den Tröpfchen zeigen, wo Endstation ist. 

Eindeutig positive Effekte

Ein Wissenschaftler-Team der Goethe-Universität Frankfurt untersuchte vergangenen Herbst eine Methode, den Aufmarsch von Aerosolen in geschlossenen Räumen zu unterbinden: Sie installierten vier tischhoch große Luftreiniger in einer Schulklasse von 27 Schülern – und analysierten deren Einwirkung auf die Aerosol­belastung. Das Ergebnis: 30 Minuten nach dem Anschalten hatte der Luftreiniger 90 Prozent der Viren aus der Luft entfernt. Leiter der Studie war der Professor für experimentelle Atmo­sphärenforschung Joachim Curtius. Er präzisiert sein Urteil: „Die Luftreiniger haben ganz eindeutig positive Effekte in Bezug auf Aerosol-Filtrierung und Virenreinigung in klassenzimmergroßen Räumen“. Ihre Wirkungsweise lasse sich in Büros, Werkstätten und Schauräumen gleichermaßen wiederholen. 

Luftreiniger sind schon lange am Markt. Ihre Rolle als Viruskiller blieb aber bis zum Einfall der Corona-­Seuche „ziemlich unterbelichtet“, wie Peter Tappler einräumt. Tappler ist Mitglied des Arbeitskreises „Innenraumluft“ im heimischen Bundesministerium für Klimaschutz sowie Mitgeschäftsführer des Ingenieurbüros IBO Innenraumanalytik. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Luftbelastungen in Innenräumen. Tappler hat keine Zweifel, dass Luftreiniger die Viruslast senken. Aber die Apparate seien keine Wundermittel: 100-prozentigen Schutz vor Infektionen mit SARS-CoV-2 gäbe es nicht. Daher könnten Luftreiniger „nur ein Teil einer funktionierenden Infektionsprävention sein“. 

● An erster Stelle seiner Empfehlungsliste steht „die natürliche Lüftung durch geöffnete Fenster“. 
● An zweiter seine Warnung, „trotz allen Technologieeinsatzes nicht auf Maske und Abstand in den Zimmern zu verzichten“. 
● Luftreiniger entsprechen Plan C. Und am besten werden alle drei Strategien gleichzeitig verfolgt. 

Wenn Lüften allein nicht reicht 

Die Fähigkeiten der Luftreiniger müssen der Größe des Raums angemessen sein. Ein häufig ­benutztes Messkriterium ist die „Clean Air Delivery Rate“ (CADR) oder „Luftdurchsatz“: Der CADR-Wert gibt an, welches Luftvolumen von Aerosolen gereinigt wird. Er wird in Kubikmeter pro Stunde (m³/h) bemessen. Die Frankfurter Studie von Joachim Curtius empfiehlt einen Luftdurchsatz für professionellen Einsatz von „1.000 m³/h oder mehr.“ 

Peter Tappler rät davon ab, die Geräte immer nahe der Volllast zu betreiben: „Je näher die Geräte an ihrer Leistungsgrenze betrieben werden, umso lauter werden sie.“ Luftreiniger sollten so eingestellt werden, dass sie nur mit maximal zwei Drittel ihrer Kapazität arbeiten müssen, um den notwendigen Luftdurchsatz zu liefern. Die Leistungsfähigkeit hat ihren Preis: Für ein Gerät sind Ausgaben ab 3.500 Euro zu veranschlagen. 

Für den Einsatz in Räumen, in denen sich mehrere Menschen aufhalten, sind sogenannte Hochleistungsschwebstofffilter der Filterklassen H 13 und H 14 geeignet (HEPA = High Efficiency Particulate Air Filter). Sie sind in der Lage, mit SARS-CoV-2-­beladenen Partikeln effektiv fertig zu werden. Mehr braucht es nicht: H 14-Filter – sie sind für den Einsatz in Reinräumen und Operationssälen gedacht – scheiden im Vergleich zu H 13-Filtern etwa 0,05 % mehr Partikel aus. Tappler: „Dies entspricht keinem für Büros relevanten hygienischen Vorteil“. 

Viele Geräte setzen auch Techniken mit Ozon  oder Kaltplasma ein. Dadurch sollen Viren nicht  nur gefiltert, sondern abgetötet werden. Das ­Klimaschutz-Ministerium rät davon ab – weil die Nebenwirkungen der Reizgase nicht ausreichend erprobt seien.  Wer sich in der Auswahl von Luftraumfiltern nicht sicher ist, kann Peter Tappler über seine Website www.innenraumanalytik.at kontaktieren.